„Ich habe wertvolle Zeit für meine Forschung gewonnen“
Prof. Mona Motakef studies the sociology of gender relations at the Faculty of Social Sciences. In 2018, she received the Maria Weber Grant from the Hans Böckler Foundation. Since 2021, she has been working as a liaison lecturer of the foundation to ensure that more students and doctoral candidates at TU Dortmund University are supported by scholarships. In this interview, she talks about her research topics and her experiences with the foundation.
Frau Prof. Motakef, womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung?
Ich forsche zum Wandel von Erwerbsarbeit, Sozialpolitik und Familie sowie deren Folgen für Geschlechterverhältnisse. Mich interessiert, warum bestimmte Tätigkeiten wie etwa das Betreuen von Kindern weiterhin so stark an Vorstellungen von Geschlechtlichkeit gekoppelt sind und welche Ungleichheitsfolgen daraus resultieren. Auch wenn Befunde der Geschlechterforschung mittlerweile deutlich mehr Sichtbarkeit erhalten, gibt es immer noch einiges zu tun: Zum Beispiel wird viel über Digitalisierung in der Erwerbsarbeit geforscht, aber überwiegend – und ohne das zu reflektieren – mit Blick auf männliche Beschäftigung. Derzeit gehe ich der Frage nach, mit welchen rechtlichen und sozialen Ungleichheiten LGBTIQ+-Familien in ihrem Alltag konfrontiert sind. Anders als in heterosexuellen Ehen muss zum Beispiel bei einer Ehe von zwei Frauen die Mutter, die nicht schwanger war, das Kind aufwendig adoptieren. Neben dieser rechtlichen Schlechterstellung werden Zwei-Mütter-Familien auch häufig gefragt, wer denn die richtige Mutter sei. Es gibt also offenbar eine Norm, die besagt, dass es nur eine und nicht zwei Mütter geben kann.
Sie haben 2018 den Maria-Weber-Grant der Hans-Böckler-Stiftung erhalten – was hat Ihnen diese Förderung ermöglicht?
Der Maria-Weber-Grant richtet sich an Postdocs aller Disziplinen und fördert bis zu 12 Monate eine Teilvertretung, die Teile der Lehraufgaben übernimmt. Damals war das Programm noch ganz neu und ich Postdoc in Berlin. Durch die Förderung habe ich wertvolle Zeit gewonnen, um intensiver zu forschen, Aufsätze zu schreiben und mich auf die langfristigen Ziele meiner akademischen Karriere vorzubereiten. Genau diese Pläne sollte man im Antrag auch nachvollziehbar und realistisch darstellen. Klar, in einem Jahr kann man sich kaum habilitieren, aber man kann begonnene Forschungen abschließen. Ich kann das Programm daher allen fortgeschrittenen Postdocs empfehlen, die eine Professur anstreben.
Was fördert die Hans-Böckler-Stiftung?
Grundsätzlich möchte die Stiftung dazu beitragen, die enge Kopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland aufzubrechen. Daher fördert sie beispielsweise Erstakademiker*innen sowie Studierende und Promovierende mit Migrationshintergrund. Gesellschaftspolitisches Engagement der Bewerber*innen wird vorausgesetzt, ist aber breit gefasst. Für Forschungsprojekte, die die Stiftung jenseits der Promotion fördert, gibt sie auf ihrer Webseite einige gewerkschaftsnahe Themenfelder vor wie Mitbestimmung, Erwerbsarbeit oder Strukturwandel und Innovation. Findet man sich darin thematisch wieder, lohnt eine Antragstellung auf jeden Fall.
Zur Person
- 2010 Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- 2012 Visiting Research Associate am King‘s College London, Großbritannien
- 2015-2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin
- 2018 Maria-Weber-Grant der Hans-Böckler-Stiftung
- 2018-2021 Ko-Leiterin des DFG-Projekts: Ambivalente Anerkennungsordnung. "Doing reproduction" und "doing family" jenseits der Normalfamilie
- 2019-2020 Vertretungsprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin
- Seit 2020 Professorin für Soziologie der Geschlechterverhältnisse an der TU Dortmund
- Seit 2021 Vertrauensdozentin der Hans-Böckler-Stiftung
Futher Information:
- Maria-Weber-Grant of the Hans-Böckler Foundation
- Research funding by the Hans Böckler Foundation
- Drittmittelberatung des Referats Forschungsförderung der TU Dortmund
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